Der Megatrend Digitalisierung fordert von Unternehmen rasche Entscheidungen, schnellere Produktentwicklungen und den Mut, bisherige Geschäftsmodelle in Frage zu stellen. Dazu braucht es ein Umdenken bei Mitarbeiter/innen und Führungsebene, denn mit den beschaulichen, hierarchischen Strukturen und dem planvollen, budgetorientierten Vorgehen in Projekten bleibt man schnell sowohl hinter den Kundenerwartungen als auch hinter den Ergebnissen der Mitbewerber. Die Zunahme von Dynamik und Komplexität in der sogenannten VUCA-Welt findet man in jeder Branche. VUCA – in kurzen Worten – symbolisiert die Charakteristik des Wandels hervorgerufen durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit). Als Antwort darauf wird der Übergang zur Agilen Organisation angeregt. Denn, so die vorherrschende Meinung, ein agiles Unternehmen ist (eher) in der Lage, mit diesen Herausforderungen so umgehen zu können, dass es langfristig erfolgreich am Markt bestehen kann.
Bei meiner aktuellen Recherche, wie nun die Transformation eines „normalen“ Unternehmens zu einem „agilen“ gelingen kann, bin ich unter anderem auf den „Agilitätscheck“ gestoßen. Zwei, drei Klicks durch Google zeigten mir, dass es bereits eine Reihe von Anbietern
gibt, die diese Checks bei ihren Kunden vor Ort machen. Aber das Internet ist ja bekannt dafür, Transparenz in alles (auch in das was man eigentlich nicht wissen möchte) zu bringen, und so gibt es natürlich auch (mindestens) einen Online-Fragebogen von Agile4Work, der dem Nutzer gleich nach Beantwortung einiger Fragen ein Ergebnis liefert. Auch ein Fragebogen als PDF von CONTRAIN ist im Netz verfügbar, der dann natürlich keine sofortige Auswertung
ermöglicht.
Was steckt drin im Agilitätscheck
Online-Fragebogen und PDF sind was die übergeordneten Themen betrifft recht ähnlich. In der Formulierung der einzelnen
Fragen unterscheiden sie sich, wollen aber auf das Gleiche hinaus. Eines wird schnell klar: Dass Agilität (fast) alles im Unternehmen betrifft, was nach Kultur und Werten klingt. Konkret werden Fragen zu Führungsverhalten, Art und Qualität der Teamarbeit, der Selbstorganisation jedes Einzelnen und der internen Kommunikation gestellt. Die Fragebogen sind innerhalb überschaubarer Zeit (ca.
20-30 Minuten) beantwortbar.
Was sagt der Check aus?
Zunächst einmal – mit dem Ergebnis kann man nur bedingt etwas anfangen. Denn es handelt sich zunächst einmal um eine
Einzelmeinung. Jede Person im Unternehmen empfindet die oben genannten Merkmale wohl ganz anders. Während sich vielleicht ein langjähriger Mitarbeiter gut informiert fühlt (da er sowieso alles und jeden im Unternehmen kennt und seine Kanäle hat), empfindet ein neuer vielleicht die interne Kommunikation als völlig ungenügend. Gleichzeitig ist der Neue möglicherweise bereits mit agilen
Tools vertraut und bedauert, dass Projekte im Unternehmen immer noch nach dem Wasserfallprinzip abgearbeitet werden. Im Übrigen ein Potenzial, das es zu heben gilt, denn von dieser Person könnten die anderen Mitarbeiter/innen lernen.
Warum man sich (dennoch) mit den Checks beschäftigen sollte
Gut an den Agilitätschecks finde ich, dass elementare Fragen gestellt werden, die das Mindset des Unternehmens widerspiegeln. Das
regt zum Nachdenken an und zeigt, an welchen Stellen noch mehr oder minder großer Bedarf ist, das Unternehmen agiler aufzustellen. So könnte der Fragebogen zum Beispiel im Team diskutiert und Ideen gesammelt werden, wie man an das Thema Agile Transformation herangehen möchte. Wenn der offene Dialog nicht gewünscht bzw. nicht gewohnt ist, dann kann auch eine anonyme Mitarbeiterbefragung mit den Fragen aus dem Agilitätscheck eine interessante Herangehensweise sein. Verbunden mit offenen Fragen, was sich die Mitarbeiter/innen in diesem Kontext wünschen bzw. welche Erfahrungen sie mit Agilität – vielleicht an anderer Stelle – bereits gemacht haben, ergibt dies Ansätze für die unternehmensindividuelle Transformation. Auf dass sie gelinge!
Ein Beitrag von Katja Leimeister