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Kommunikationsforum am 24. September 2019

Am 24. September fand in der Aschaffenburger Stadthalle erneut das Kommunikationsforum statt. Veranstalter C+ITEC AG hatte das Motto „Digitalisierung. Motiviert. Mutig. Machen.“ ausgerufen und mit einer Reihe von praxisorientierten Vorträgen und Workshops ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. 

 

Mitveranstalterin Beatrice Brenner vom BVMW stellte in ihrem Grußwort dann auch gleich eindrucksvoll dar, warum ein solches Forum wichtig ist: Während sich das Bewusstsein der Unternehmen schärft, dass Digitalisierung wichtig ist, haben sie gleichzeitig noch großen Nachholbedarf in der Umsetzung.  Dabei zitierte Frau Brenner aus der kürzlich erschienenen „Studie zum Digitalisierungsgrad des deutschen Mittelstands 2019“.

 

 

2/3 der Befragten fühlen sich nur teilweise bis überhaupt nicht gut gewappnet für die zukünftigen Herausforderungen der Digitalisierung. Quelle: BVMW


 

Dr. Marianne Hock-Döpgen vom Digitalen Gründerzentrum Alte Schlosserei erläuterte, warum gerade die Chancen für Start-ups (und KMU) im Digitalbereich besonders gut sind. Sie sind als kleinere Einheiten nicht nur agiler, flexibler und damit schneller im Markt, auch die Rahmenbedingungen sind ideal: die Eintrittsbarrieren sind niedrig und die Skalierung ist – anders als bei Produktionsbetrieben – relativ einfach.

 

 

Im Blindflug durch den geschäftlichen Alltag? Oder mit integrierten Dashboards Motivation für den richtigen Kurs schaffen? Dr. Dirk Lothar Hornauer (Management Consulting) und Matthias Fecher (loginfinity AG) zeigten, wie mit einfachen Mitteln Dashboards aufgebaut werden können. So können Daten aus verschiedenen Programmen in Excel oder einer Unternehmenssoftware wie Company Base gesammelt, aggregiert und grafisch aufbereitet werden, um einen schnellen Überblick über wichtige Erfolgskomponenten zu ermöglichen.

 

Quelle: Dr. Dirk-Lothar Hornauer

 

 

Im folgenden Vortrag „Den Rahmen für agiles Arbeiten setzen“ von Johannes Pföhler (Blue Tomato Technologies) ging es darum, wie man von Management 1.0 – gekennzeichnet insbesondere durch einen autoritären Führungsstil und das Außenvorlassen der Kundenwünsche – zum Management 3.0 kommt. Pföhler beschrieb die perfekte Führungskraft in einer agilen Organisation als 6-köpfiges „Martie“, das auf den Agilen Vordenker Jurgen Appelo zurückgeht: Sie müsse sowohl zuhören und motivieren können (energize people), als auch sein eigenes Silodenken aufgeben und den Mitarbeitenden Vertrauen entgegenbringen (empower teams). Sie müsse sich selbst als auch dem Team die Möglichkeit zur Weiterbildung geben (develop competence). Sie müsse eine Fehlerkultur zulassen und bereit sein, Wagnisse einzugehen (improve everything). Die Führungskraft müsse Selbstorganisation zulassen und gleichzeitig klar stellen oder mit dem Team aushandeln, wer die Entscheidungen trifft und die Verantwortung trägt (align constraints). Gepaart mit der Kompetenz agiler Methoden (grow structure) ergäbe dies die ideale Führungskraft agiler Unternehmen. 

 

© J. Appelo

 

Mehr dazu auch hier (PDF)


 

Weiter ging es mit einem interessanten Praxisvortrag zum Thema „Recruiting für KMUs“: Rinaldo Heck von HE-S GmbH in Johannesberg erläuterte anschaulich, welche Wege er beim Anwerben von Personal für sein IT-Unternehmen geht. Da der Fachkräftemarkt sehr ausgedünnt sei, habe er sich dafür entschieden, selbst im großen Stil auszubilden. Junge Leute könne man ideal über facebook und instagram erreichen. Hier habe sich eine kreative Ansprache bewährt. Wichtig sei aber, dass man als Unternehmen den jungen Leuten attraktive Konditionen und ein attraktives Umfeld bietet: Heck fährt einen total payment Ansatz mit mehr Urlaub, Firmenfahrzeugen und weiteren monetären Anreizen. Dazu kommen Firmenevents wie Azubifrühstück, Weihnachtsfeier und Sommerfest, Bowlingabende etc. Und auch die Büros hat Heck modern umgestaltet, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. 

 

 

Wie man in den Sozialen Medien konkret nach qualifiziertem Personal suchen kann, erläuterte Michael Schreck von loginfinity Online Marketing in seinem Beitrag „Social Recruiting als Alternative zur Stellenanzeige“. Er empfiehlt zunächst in den wichtigsten Social Media Kanälen einen Auftritt aufzubauen, sprich: imagebildende Infos über das Unternehmen als Arbeitgeber zu hinterlegen. Dabei sei es wichtig, sich auf die Kanäle zu fokussieren, die für die Peer Group relevant seien. Dies erfahre man zum Beispiel über Befragung der bestehenden Mitarbeiter/innen und Wettbewerberanalyse. Wenn dann Anzeigen, Videos, Storys etc. gepostet werden, kann die Reichweite durch das Teilen, Liken und Kommentieren durch die eigene Belegschaft deutlich erhöht werden. Stellenanzeigen könne man bei facebook auch kostenfrei einstellen und sogar Fragen an den Bewerber hinterlegen. Active Sourcing sei insbesondere über LinkedIn und XING möglich.

 

 

Im letzten Fachvortrag des Nachmittags ging es um die „Digitalisierung der Sprache“. Bernd Martin stellte in einem Praxisbeispiel einer Schweizer Bank die intelligente Spracherkennung von Spitch vor.  Herausforderung sei, das Gesprächserlebnis für den Anrufenden und den Call Center Mitarbeiter zu verbessern. Oftmals seien Kunden von der Ansage „Drücken Sie die 1 für … 2 für … oder 3 für …“ genervt und die Call Center Mitarbeiter von den Vermittlungen an den falschen Ansprechpartner überfordert. Eine hohe Trefferquote in der Vermittlung erreicht das System durch den Abgleich mit einem projektbezogenen Wörterbuch. Gleich oder ähnlich klingende Worte wie Seite/Saite/Seide werden je nach Kontext anders interpretiert und führen zu einer sehr hohen Erkennungsrate. Im Falle der Schweizer Bank führe dies zu höherer Kundenzufriedenheit, glücklichen und motivierten Call Center Agenten und zu reduzierter Anrufdauer.

 

 

Genauso ungewöhnlich wie die Tatsache, dass die Keynote am Ende kam, war auch der dafür engagierte Speaker.  Drum Edutainer Michael Kercher holte die Teilnehmer mit seinem Mitmach-Vortrag „Talentfrei zu Höchstleistungen“ von den Stühlen. Eine mitreißende Rede, die wiederzugeben kaum möglich ist. Nur eines sei gesagt: Wer an sich glaubt, mutig ist und neue Wege geht, kann fehlendes Talent durchaus wettmachen.

 

 

Seien wir also mutig, beim Angehen der digitalen Herausforderungen, denn Stillstand ist Rückschritt und Scheitern ist erlaubt, solange man aus den Fehlern lernt.

 

 

Ein Beitrag von Katja Leimeister