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Geht uns die Arbeit aus?

 

Teil 5 der Ringvorlesung Nachhaltigkeit: Beschäftigung - Geht uns die Arbeit aus?  
(Stephan Parkan und Percy Scheidler (IG Metall Aschaffenburg)

 

Von Joachim Schmitt und Katja Leimeister

Geht uns die Arbeit aus? Es kommt darauf an!

Fragt man die Wissenschaft nach der „Zukunft der Arbeit“ so zeichnet sich naturgemäß kein ganz einheitliches Bild. Während die amerikanischen Wissenschaftler Frey und Osborn schon vor Jahren einen großen Jobverlust im produzierenden Gewerbe voraussagten, kommen jüngere Studien z. B. von Boston Consulting eher zu einem ausgeglichenen Gesamteffekt von Verlust und Gewinn im Arbeitsmarkt. Vor diesem Hintergrund dreht sich die Diskussion weniger um die Gesamtzahl der Arbeitsplätze, sondern vielmehr um das, was insgesamt auch dort passiert, wo Arbeitsplätze fortbestehen. Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) betonen, dass die Digitalisierung in fast allen beruflichen Tätigkeitsfeldern zu mächtigen Veränderungen in den Qualifikationsprofilen führt. Hinzu kommt, dass die Dekarbonisierung der Wirtschaft, der demographische Wandel und die weiter fortschreitende Globalisierung der Märkte als Treiber der Veränderung wirken. Im Ergebnis stehen Unternehmen und Arbeitnehmer/innen vor einer großen Aufgabe, um den Wandel nicht nur ökonomisch und ökologisch zu bewältigen, sondern auch sozial nachhaltig auszugestalten.

 

Am Bayerischen Untermain dominiert das produzierende Gewerbe gerade in der Metall- und Elektroindustrie den Arbeitsmarkt. In dieser Branche ist erkennbar, dass der Verdrängungsdruck auf einfache Jobs mit geringer Grundqualifizierung steigt. Zugleich kennt die Branche bereits den Fachkräftemangel im gehobenen Qualifikationsbereich und spiegelt damit eben jene Entwicklung von Stellenabbau und -aufbau und der damit verknüpften Qualifizierungsanforderung wider, die in Wissenschaft und Forschung vorausgesagt wurde. Insofern sieht auch die IG Metall die zentrale Aufgabe aller am Wirtschaftsleben beteiligten Akteure darin, die Möglichkeiten für ein lebenslanges Lernen gezielt und wirksam auszubauen.

 


 

Initiative ergreifen!

 

Von Seiten der Arbeitnehmervertretung wird aktuell darauf gedrungen, dass eine regionale Innovationskommission die notwendigen Kräfte aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mobilisiert. Mit diesem Ansatz soll dafür geworben werden, nicht nur marktstrategisch über Kostensenkung oder Verlagerung die Unternehmen im Markt zu halten. Vielmehr will die Gewerkschaft als eigenständige Interessengruppe an der strategischen Entwicklung von Produkten und Produktionsprozessen mitarbeiten, um möglichst viele hochwertige Arbeitsplätze in der Region zu halten. Dabei scheint die Lage aktuell so zu sein, dass die Förderbedingungen z. B. durch die Bundesagentur für Arbeit oder das Land Bayern durchaus gut aufgestellt sind. Was nach Ansicht der IG Metall deutlich verstärkt werden muss, ist der regionale Aufbau von konkreten Qualifizierungsangeboten und die Integration der Unternehmen in diesen Prozess. Ganz in diesem Sinne ist mit einem großen Unternehmen der Region zumindest ein erstes Pilotprojekt vereinbart worden. In dessen Rahmen sollen alle Mitarbeiter des Unternehmens ein sog. „Profiling“ durchlaufen, über das individuelle Potenziale und Qualifizierungsbedarf identifiziert und passgenaue Fortbildungen eingeleitet werden können.

 

Perspektiven integrieren!

 

In diese Situation gestellt sehen sich Vertreter/innen der Arbeitnehmerinteressen als proaktive Mitgestalter unternehmensspezifischer Vorhaben. Das deutsche Recht sieht eine Mitbestimmung von Arbeitnehmern bei betrieblichen Maßnahmen vor. Die Gewerkschaft nimmt für sich in Anspruch, darüber einen wirksamen Beitrag für sozial nachhaltige Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten. Insofern betonen die Referenten, dass es sich für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer lohnt, gemeinsame Interessen auch gemeinsam zu vertreten und die entsprechenden Strukturen auch zu nutzen. Mit Blick auf den Wandel im wirtschaftlichen Umfeld mit vielen Unwägbarkeiten ist das auch eine Chance für die Unternehmer und Führungskräfte, die strategische Entwicklung des Unternehmens mit einer erweiterten Perspektive abzusichern.

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