Ein Beitrag von Joachim Schmitt
Im steten Wandel der Wirtschaft brauchen Unternehmen einen ebenso steten Wissenstransfer aus der akademischen Forschung und Lehre. Dabei reicht es nicht aus, neues Wissen alleine über neue Arbeitskräfte in ein Unternehmen zu holen. In seinem Eröffnungsstatement betont der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler: „Die Hochschulen von heute wirken aktiv und dynamisch nach außen mit dem Ziel, konkreten Mehrwert für Praxis und Gesellschaft zu schaffen.“ Ganz in diesem Sinne haben sich an der TH Aschaffenburg Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter und staatliche Akteure in einem Symposium zusammengefunden. Ziel war es, die guten Modelle des Wissenstransfers erkennbar zu machen und dessen Ausbau für die berufliche Weiterbildung zu diskutieren.
Die Gastgeberin und Präsidentin der Technischen Hochschule Aschaffenburg, Frau Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth betonte, dass der hiesige Standort im Wissenstransfer eine langjährige Erfahrung mit entsprechender Kompetenz aufgebaut hat. „Im Transfer, der im neuen Hochschulgesetz explizit als Aufgabe der Hochschulen verankert werden soll, wollen wir gemeinsam mit Unternehmen, Gewerkschaften und Politik die akademische berufliche Weiterbildung ausbauen.“ Schon heute bereiten Transferprojekte wie „mainproject digital“, die aktuellen Fragen des Digitalen Wandels für die regionalen Unternehmen und deren Mitarbeitende auf. In diesem Rahmen gibt es kostenfreie Online-Kurse, Workshops, Netzwerkveranstaltungen und Vorlesungen. Prof. Dr. Helmut Krcmar von der TU München betonte in seinem Einführungsvortrag, dass in einer Zeit des lebenslangen Lernens die Performance von Lehre und Weiterbildung bedeutsamer wird: „Die Hochschule wird dabei zum Designer für Lernerfahrungen“, so Krcmar.
An den Beispielen aus Aschaffenburg, Würzburg und Bayreuth wurde erkennbar wie sich diese Anforderung in das Leben übersetzt. Kleine, digital aufbereitete, Info-Häppchen sind genauso wichtig wie die projektbezogene und begleitete Einführung neuer Technologien oder Prozesse. Prof. Dr. Hofmann von der TH-Aschaffenburg berichtete, dass derzeit digital begleitete Projektkurse erprobt werden. Prof. Dr. Döpper nutzt an der Uni in Bayreuth die interdisziplinären Voraussetzungen, um angewandte Fragen der Unternehmen auch ganzheitlich, aus Perspektive der Technik, der Wirtschaft und der Sozialwissenschaften zu entwickeln. Prof. Dr. Worschech betont die regionale und fachlich differenzierte Netzwerkbildung an der Uni in Würzburg.
Für den weiteren Ausbau wurde als bedeutende Frage diskutiert, auf welche Weise man spezifische Inhalte, wie Agile Prozesse, Data-Mining oder Kollaborative Robotik, in differenzierte Weiterbildungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen übersetzt. Die Teilnehmenden des Symposiums stellten sich dieser Herausforderung ganz praktisch, indem sie Angebote des inhaltlich getriebenen Wissenstransfers für unterschiedliche Milieus und Persona-Modelle diskutierten. Es zeigte sich, dass die „Freude am Lernen“ von etablierten Führungskräften wahrscheinlich anders interpretiert wird als von Mitarbeitenden in der Forschung oder in der Montage. In seinem Resümee zeigte sich Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann von der TH Aschaffenburg erfreut, dass schon heute über 100 Studierende das akademische Weiterbildungsangebot an der Hochschule nutzen. Darüber hinaus zeigt er sich motiviert, den Ausbau der akademischen beruflichen Weiterbildung gemeinsam mit den politischen Gestaltern voran zu bringen, um das regionale Angebot differenziert auszubauen. In diesem Sinne auch sein Appell an die regionale Wirtschaft: „Damit die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch tatsächlich umfassend in die Idee des lebenslangen Lernens einbezogen werden, muss die berufliche Weiterbildung eine strategische Dimension für jedes Unternehmen werden.“
Unterlagen zum Download
Die Präsentationen der Referierenden sowie Workshop-Unterlagen finden Sie in unserer Lernplattform.