Ein Beitrag von Katja Leimeister
Beim Online-Treffen der Agilen Community Bayerischer Untermain am 12. Mai wurde es mal wieder deutlich: Die Agile Transition in klassisch geführten Unternehmen braucht Zeit! Das Software-Entwicklungsunternehmen Applied Security (apsec) aus Großwallstadt ließ uns an seinen wertvollen Erfahrungen bei der Einführung von SCRUM teilhaben.
„Nach erfolgreichen Jahren Entwicklung nach Wasserfall-Modell – mit Lastenheften und Meilensteinen – war vor ein paar Jahren bei uns der Wunsch nach Agilem Entwickeln gereift. Der Impuls kam dabei von Kunden und unserem Vertrieb, hauptsächlich aber aus der Entwicklung“, erläuterte Geschäftsführer Volker Röthel die Anfänge. Die ersten Erfahrungen waren dann aber nicht ganz so positiv: Zwar wurde in einem Modellprojekt ein neues Produkt entwickelt und das Feedback der Beteiligten war sehr positiv, doch das Produkt war ein Ladenhüter. Einen erneuten Anlauf nahm apsec nach einem SCRUM Lego City Workshop bei mainproject digital.
„Wir hatten die idealistische Vorstellung, dass nach einem halben Jahr alles mit SCRUM glatt laufen würde. Tatsächlich hat es aber rund 2 Jahre gedauert, bis die Teams sich gefunden, alle die Prozesse verinnerlicht hatten und sich die gewünschten Ergebnisse einstellten“, gab SCRUM Master Anna-Linda Oppitz zu. Drei Entwicklungsteams galt es auf die Spur zu bringen, wobei sich die Begleitung durch externe Coaches, der Austausch zwischen den Product Ownern und auf Ebene der Entwickler als sehr hilfreich erwiesen.
Auch, wenn es nicht gleich wie am Schnürchen lief, waren alle bei apsec zu jeder Zeit willens, SCRUM weiter durchzuziehen. Das Management war angehalten, Vertrauen vorzuschießen, denn die klassischen Steuerungsmechanismen fielen erst mal weg. So war die Herausforderung zu lernen, mit Unsicherheiten hinsichtlich Budget und Lieferzeiten umzugehen.
Nachdem alles gut in den Entwicklungsteams funktionierte, kam im Management die Idee auf, dass auch die Jahresziele in den Teams erarbeitet werden sollten. Lediglich drei Oberziele wurden von der Geschäftsleitung für 2020 vorgegeben. „Das Ergebnis war im ersten Moment schockierend und ich dachte, nie wieder!“, sagt Volker Röthel. „Doch nach einer anfänglichen Schockstarre fanden sich auch diejenigen in Teams zusammen, die bisher nicht nach SCRUM arbeiteten. Am Ende präsentierten die Teams ihre Ziele und erzielten passende Ergebnisse.“ Anna-Linda Oppitz ergänzt: „Die Aufgabe sich selbst zu organisieren, war für ein Teil der Belegschaft eine besondere Lernreise. Insofern freuen wir uns, dass wir es geschafft haben, dass Kolleg:innen mehr mitentscheiden und sich und ihre Stärken noch besser einbringen können.“
Fazit: apsec gewährte den Community-Mitgliedern wertvolle Einsichten und tiefe Einblicke in ihren agilen Transformationsweg, der oft auch steinig war, aber das Unternehmen weiter vorangebracht hat. Für den informativen und gleichzeitig lebendigen Vortrag sagen wir herzlichen Dank.
Mehr zur Community
Die Agile Community ist offen für Vertreter:innen von Unternehmen und Organisationen aus der Region Bayerischer Untermain. Angesprochen sind insbesondere Menschen, die sich mit der Agilisierung ihres Unternehmens/ihrer Organisation beschäftigen und bereit sind, von ihren Herausforderungen und Erfahrungen zu berichten. Egal ob "Alter Hase" oder "Rookie", der Austausch soll für alle Beteiligte Mehrwerte bringen. Wer Interesse an der Agilen Community hat, schreibt mir eine E-Mail. (katja.leimeister@th-ab.de)
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Lassen Sie sich auf die Interessentenliste für einen Workshop setzen oder registrieren Sie sich auf unserer Lernplattform. Dort finden Sie einen moodle-Kurs zu SCRUM. (https://mainproject.moodle-kurse.de/course/view.php?id=25) Übrigens: SCRUM kann man auch im Nicht-IT-Umfeld nutzen. Zum Beispiel für die Erforschung und Identifizierung rentabler Märkte und Technologien. Außerdem eignet es sich für die Entwicklung, Erhaltung, Erneuerung und Erweiterung von Produkten und Dienstleistungen.