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Der nachhaltige Wert des Geldes

 

Blogbeitrag von Katja Leimeister zum Vortrag von Prof. Dr. Hartwig Webersinke im Rahmen der Ringvorlesung Geld und Wettbewerb

 

 Gerade in Zeiten von erhöhter Inflation stellt sich die Frage, wie „man sein Geld“ nachhaltig wertsichern kann. Nachdem seit vielen Jahren die Zinsen sehr niedrig sind, kommt es mit der aktuellen Inflationsrate nun zu einer stillen Enteignung von Geld (Bargeld, Giralgeld, Festgeld, Sparbücher), sprich real betrachtet kommt es zu Verlusten, denn die Kaufkraft sinkt. Liquide Mittel sind mehr als genug im Markt vorhanden: Durch die Corona-Krise ist die Sparquote in Deutschland nochmals gestiegen, denn viele typische Ausgaben wurden im Lock-Down und der Vorsicht der KonsumentInnen geschuldet nicht getätigt. Dazu kamen und kommen Lieferengpässe (beispielsweise in der Elektronik), so dass auch hier der übliche Umlauf des Geldes gestört ist. Auf den Girokonten steht somit sehr viel Geld und die Banken reagieren mit Verwahrentgelten. Sprich: Statt Zinsen zahlen die KundInnen eine prozentuale Gebühr (rund 0,5%) für die Aufbewahrung.

 

In weniger erfolgreichen Volkswirtschaften mit hohen Inflationsraten kommt es in solchen Situationen der Niedrig- oder Nullzins-Politik zu einem Vertrauensverlust der Bevölkerung und der Wirtschaft in die Arbeit der Notenbank. Die Akzeptanz von Papiergeld sinkt und mündet in einer Flucht in andere Währungen, beispielsweise dem US Dollar, dem Euro oder auch Kryptowährungen, die als „besser“ hinsichtlich der (kurzfristigen) Wertsicherung eingeschätzt werden. Diese Effekte sind unter anderem in der Türkei oder in einigen Ländern Südamerikas zu beobachten, die enorm hohe Inflationsraten aufweisen.

 

Nur in erfolgreichen Volkswirtschaften mit stabilen politischen Verhältnissen und stabil niedriger Inflation kann der Wert des Geldes nachhaltig gesichert werden. Aber auch hier gilt: Die liquiden Mittel müssen zur langfristigen Sicherung und zum Vermögensaufbau in Vermögenswerte investiert werden. Gerade die Deutschen lieben aber ihre (Bar-)Geldreserven und scheuen die Risiken und den Aufwand, ihr Vermögen, sprich ihren materiellen Wohlstand, zu managen. Dieses Wohlstandsmanagement ist eine anspruchsvolle Aufgabe, für welchen man idealerweise fachmännischen Rat hinzuzieht, meint Prof. Webersinke.

 

„Früher machte das doch meine Bank!“

Bis vor wenigen Jahren ging der geneigte Best Ager (und Besserverdiener) zu seiner Bank und legte gemeinsam mit dem Bankberater ein Portfolio fest. Doch das Filialnetz von Banken und Sparkassen wird immer dünner, die Öffnungszeiten werden kürzer, die Anzahl an Kundenberater/innen immer geringer. Eine Reaktion auf die schwindende Vor-Ort-Nachfrage der (jungen) Bankkund/innen, die neben den Online-Banking-Möglichkeiten ihrer Hausbanken vielfach auch Zahlungsverkehrsangebote der großen Plattformen nutzen. Gleichzeitig kämpfen die Banken mit den hohen Auflagen in der Beratung (Haftung, Dokumentationspflichten), was die Dienstleistung weniger attraktiv werden lässt. So verschwinden auch die Beratungsangebote der Banken zum Vermögensaufbau, ein Vertrauensverhältnis der nachkommenden Generationen zu „ihrem/r Bankberater/in“ entsteht erst gar nicht. Die Menschen sind bei der Vermögensverwaltung somit mehr und mehr auf sich gestellt. Oder sie wenden sich an eine Vermögensberatung.

 

Transparenz des Marktes an Vermögensberatern?

Wem soll ich mein Geld anvertrauen? Welche Vermögensberatung passt zu mir? Unseriöse Angebote finden sich im Netz und auch in gedruckten Medien zuhauf. Und tatsächlich gibt es immer wieder Menschen, die auf halbseidene völlig überzogene Renditeversprechen hereinfallen. Daher – so Webersinke – sei es wichtig, einen bei der BaFin akkreditierten Berater auszuwählen, der alle Qualitätsstandards und Vorgaben erfüllt und der regelmäßig Reportings seiner Anlagestrategien veröffentlicht. Das Institut für Vermögensverwaltung  an der TH Aschaffenburg führt seit vielen Jahren Studien durch, um den Markt der Vermögensverwaltungen transparent zu machen.

 

Portfolio

Aktien und Aktienfonds nehmen in der Beliebtheit bei den Vermögensverwaltern zu und stellen ohnehin schon seit Jahren den Löwenanteil des investierten Kapitals dar. (2021: 50,7 %). Renten und Rentenfonds mit aktuell geringeren Renditeerwartungen bei gleichzeitig geringeren Kursrisiken nehmen dagegen stetig ab, stehen aber noch auf Platz 2 (2021: 24,3%). Zusammen wird in diese beiden Formen also rund 75 % investiert. Ergänzend sind Mischfonds, Immobilien, Gold und andere Assets im Portfolio. Rund 6 % werden als liquide Mittel gehalten, um flexibel reagieren zu können. Im langfristigen Durchschnitt erreichen die Vermögensverwaltungen mit dieser Mischung nach Abzug ihrer Gebühren eine Rendite deutlich höher als „Geld auf dem Konto“. Wobei es auch immer wieder einzelne Jahre gibt, in denen die Rendite negativ ist. Doch beim Vermögensaufbau zählt der Langzeittrend.

 

Nachhaltigkeit als Trend

War Nachhaltigkeit in der Anlagestrategie früher noch ein Nischenthema, erhielt es in den letzten Jahren deutlich an Relevanz. Kaum ein/e Anleger/in möchte darauf verzichten. Zum einen oft aus persönlichen Motiven, etwas Sinnvolles unterstützen zu wollen, aber auch aus der Erkenntnis heraus, dass nur nachhaltige Geschäftsmodelle auch nachhaltig erfolgreich sein können. Der Gesetzesrahmen rund um die ESG-Richtlinie und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Compliance-Regeln und vieles mehr beflügeln die Erwartungen, dass (nur) nachhaltige Geschäftsmodelle auf Dauer auch erfolgreich sein können und somit eine gute Wertentwicklung verzeichnen können. Das stärkt den Wunsch nach nachhaltigen Investments. Zu lösen bleibt hier die Frage, was eigentlich nachhaltig ist. Die Ratingagenturen sind sich hier oftmals nicht einig. Mit der kommenden Taxonomie der EU wird dies vermutlich konkreter, Abgrenzungsprobleme werden aber bleiben (beispielsweise Atomkraft hat eine gute CO2-Bilanz, ist aber dennoch nicht nachhaltig in der Gesamtbetrachtung).

 

Fazit

Um ein professionelles Management von Vermögen kommt auf Dauer niemand herum, wer Teile seines – wie auch immer erwirtschafteten – Einkommens nicht zu Konsumzwecken einsetzen möchte. Das Geld „auf dem Girokonto liegen zu lassen“, ist keine nachhaltige Strategie, denn Inflation und Bankgebühren übersteigen auch in stabil wachsenden Volkswirtschaften in der Regel die zu erwartenden Zinsen. Eine deutliche Erhöhung der Zinsen ist auf absehbare Zeit eher nicht zu erwarten, sodass die stille Enteignung auf liquide Mittel unsere Gesellschaft weiter begleiten wird. Eine hier aufgezeigte Alternative ist der nachhaltige Aufbau von Vermögenswerten.