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New Learning als gelebte Praxis - so gelingt die nachhaltige Entwicklung neuer Verhaltensweisen

Ein Blogbeitrag von Joachim Schmitt

 

In einer sich schnell verändernden Welt ist es von entscheidender Bedeutung, manche gewohnte Verhaltensweise von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielt zu entwickeln. Einerseits wird in der modernen Arbeitswelt mehr Eigenverantwortung, Kollaboration, Mut und Fehlertoleranz erwartet. Andererseits ist im New Work gerade das menschliche Miteinander im Team und im Verhältnis mit Vorgesetzten zunehmend sensibel geworden. Neben Tools, Skills, Prozessen und Technologien braucht es dafür auch ein passendes Mindset . Doch wie werden gewohnte Verhaltensweisen erinnert und wie können wir sie über das Mindset nachhaltig verändern?

 

 

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Grundlage des Mindsets und betrachten die notwendigen Trainingselemente für eine nachhaltige Veränderung der damit verknüpften Handlungsmuster: Unser Körper erinnert sich an routinierte Verhaltensweisen durch das Zusammenspiel von Nervenzellen im Gehirn in Kombination mit Sinneswahrnehmungen (Handlungen, Situationen) und einem emotional getönten Hormonhaushalt. Wenn wir eine bestimmte Handlung oder Verhaltensweise wiederholt ausführen, bilden sich zwischen den beteiligten Nervenzellen neuronale Verbindungen. Diese Verbindungen werden durch wiederholtes Üben gestärkt und bilden ein neuronales Netzwerk aus, das die Grundlage für gewohnte Handlungsmuster bildet. Dieses Netzwerk wird durch Hormone maßgeblich verstärkt, die Vitalität und Wohlgefühl erzeugen. Da die Verhaltensweisen nicht nur in Gedanken stattfinden, sondern mit Bewegungen, Gestik, Mimik, Geräuschen und Gerüchen verbunden sind, werden sie letztlich als ganzkörperlicher Zustand abgespeichert und erinnert. So kann es passieren, dass wir beim Betreten eines bestimmten Raumes, entspannter und zugewandter (oder auch angespannter) sind als woanders. Umgekehrt können wir z. B. durch das Einnehmen einer bestimmten Körperhaltung vor dem Mitarbeitergespräch, unsere Grundstimmung beeinflussen.

 

Um nun diese, in einem ganzen Leben erworbenen und gewohnten Handlungsmuster integriert zu verändern, sind nach dem Stand der neuropsychologischen Forschung mehrere Trainingselemente von Bedeutung:

 

1.  Bewusstsein und Achtsamkeit: Der erste Schritt zur Veränderung gewohnter Verhaltensweisen besteht darin, sich ihrer bewusst zu werden. Dies erfordert eine Achtsamkeit für unsere Gedanken, Emotionen und Handlungen. Durch das bewusste Einsteigen in ein Trainingsprogramm erzeugen wir selbst eine Situation, um unsere Handlungsmuster wahrzunehmen und um die innere Bereitschaft herzustellen, diese weiter zu entwickeln.

 

2.  Kognitive Umstrukturierung: Nachdem wir uns bewusst gewordene Handlungsmuster identifiziert haben, können wir beginnen, sie gedanklich umzustrukturieren. Dies beinhaltet das reflektierende Hinterfragen und Neubewerten unserer Überzeugungen und Denkmuster, die mit den gewohnten Verhaltensweisen verbunden sind. Indem wir alternative Denkimpulse und Perspektiven einnehmen, können wir neue neuronale Verbindungen aufbauen und alternative Handlungsmuster entwickeln.

 

3.  Praktisches Training: Eine nachhaltige Veränderung gewohnter Verhaltensweisen erfordert praktisches Training. Dies beinhaltet das bewusste Üben neuer Verhaltensweisen in einem geschützten Rahmen und darüber hinaus als bewusst gelebte Praxis im Alltag. Durch regelmäßige Wiederholung können neue Verbindungen im Gehirn ausgebildet und die alten Verbindungen allmählich geschwächt werden.

 

4.  Emotionales Lernen: Um diese neuen Verbindungen nachhaltig zu verankern, ist es wichtig, auch die Gefühlswelt zu beachten. Deshalb ist es gut, sich einen unterstützenden Rahmen mit zugewandten Menschen zu suchen. So können wir uns mit den zugrunde liegenden Emotionen auseinandersetzen und neue positive Erfahrungen schaffen, die mit den gewünschten Handlungsmustern verknüpft werden.

 

5.  Unterstützung und Feedback: Veränderung ist einfacher, wenn wir Unterstützung haben. Es ist hilfreich, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Veränderungen durchlaufen. Verbreitet, aber oft nur beschränkt zugänglich, sind hier Coachings. Kostengünstiger sind kleine Lerngruppen oder die Begleitung durch einen Mentor. Auf jeden Fall hilft uns das Feedback, unsere Fortschritte weiter auszubilden und uns auf dem Weg der Veränderung zu motivieren.

 

Die Entwicklung unseres Mindsets (andere sprechen von Haltung oder Einstellung) und der damit verknüpften Handlungsmuster erfordert auf jeden Fall etwas Zeit, Geduld und kontinuierliches Engagement. Die in der Personalentwicklung verbreiteten "Trainings" können hier kaum eine nachhaltige Wirkung erzeugen, weil sie zwar meist gut gemacht und intensiv, aber letztlich zu kurz sind - "Druckbetankung" geht beim Mindset nicht. Stattdessen unterstützen die aktuellen Erkenntnisse aus der Hirnforschung und Lernpsychologie das Konzept einer "Lernreise" in kleinen Gruppen mit kompakten "Learning-Nuggets", die über mehrere Wochen verteilt die Entwicklung kontinuierlich befördern. Indem wir uns also der neurologischen Grundlage des Mindsets bewusstwerden und die richtigen Trainingselemente z. B. in einer Lernreise integrieren, können wir unser Mindset weiterentwickeln und gewohnte Handlungsmuster nachhaltig verändern.

 

Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, finden Sie die ersten Ergebnisse aus dem Wissenstransfer der Technischen Hochschule Aschaffenburg zur "Lernreise New Work" immer wieder hier in unserem Blog.