Ein Blogbeitrag von Katja Leimeister zum Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Bayerischen Sparkassenverbands
„Eine große Verantwortung – Weil's um mehr als Geld geht“ lautete das Thema, über das der Präsident des Sparkassenverbands Bayern, Prof. Dr. Ulrich Reuter, an der Technischen Hochschule Aschaffenburg am Montag, den 4. Dezember vor rund 120 vor Ort sowie online Teilnehmenden sprach. Reuter selbst hat seine Tätigkeit als Professor an der TH Aschaffenburg trotz des wichtigen Amts bisher nicht aufgegeben; er lehrt nach wie vor zum Thema Bankenrecht. Zum 1.1.2024 wird er Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV).
Vertrauen in die Sparkassen und die daraus resultierende Verantwortung
Eine Veröffentlichung des „Statista Research Department“ vom Oktober 2023 ergab, dass 43 % der Befragten großes bis sehr großes Vertrauen in die Sparkassen haben – womit die Sparkassen eine absolut führende Rolle im Bereich der Finanzinstitute einnehmen und das Vertrauen sogar höher ist als ihr Marktanteil.
Die Sparkassen sind in Verbänden organisiert und fast jede/r zweit/e Deutsche hat ein oder mehrere Konten bei der Sparkasse, jedes Institut für sich ist aber relativ klein, im Vergleich zu einer Großbank. Diese Struktur sei bewusst entwickelt worden, um vor Ort nah an den Bürgerinnen und Bürgern und an den Unternehmen zu sein, betonte Reuter. Damit wolle und könne man Vertrauen schaffen.
Auch wenn die Träger der Sparkassen in der Regel kommunale sind (Landkreise, Städte) und den Verwaltungsratsvorsitz oft eine Landrätin, ein Landrat oder ein/e Oberbürgermeister/in innehat, sind die Sparkassen als öffentlich-rechtliche Anstalten unabhängig, also keine „Staatsbanken“. Sprich: Kämmerer des Trägers können nicht einfach in die Kasse greifen oder die Gewinne abziehen, sondern müssen - wie andere auch - bei Finanzbedarf einen Kredit für die Kommune aufnehmen.
Der öffentliche Auftrag
Als einzige Kreditinstitutsgruppe in Deutschland haben die Sparkassen einen öffentlichen Auftrag. Dessen Kern ist es, für alle Menschen finanzielle Teilhabe zu gewährleisten. Das Handeln der Sparkassen ist an das Regionalprinzip gebunden und orientiert sich am Gemeinwohl. Somit ist laut Satzung nicht die Gewinnmaximierung das Ziel, sondern vielmehr die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft im Geschäftsgebiet. So ist den Sparkassen auch die gute Erreichbarkeit und der persönliche Kontakt wichtig. Nach wie vor ist es, trotz einiger Filialschließungen in den vergangenen Jahren, für 90 % der Bevölkerung möglich, in weniger als 10 Minuten eine Filiale zu erreichen. Die Sparkassen sollen durch ein flächendeckendes, umfassendes und qualifiziertes Beratungsangebot in allen Teilen des Landes sicherstellen, dass alle Menschen durch sichere Geldanlagen am volkswirtschaftlichen Wertzuwachs teilhaben können.
Wie Sparkassen Verantwortung übernehmen
Die erste Sparkasse wurde in Hamburg 1778 gegründet, also vor 245 Jahren. Hintergrund war, dass man jedem Menschen vor Ort – also auch und vor allem den unteren Schichten – eine Möglichkeit bieten wollte, ihr hart verdientes Geld sicher aufzubewahren und für das Alter vorzusorgen. Da es damals noch keine Sozialversicherungen gab, die im Alter oder bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit für ein Auskommen sorgten, war dies ein moderner Ansatz speziell für die Arbeiterschicht.
Auch heute noch ist die Philosophie der Sparkassen von diesem Grundgedanken geprägt und die Institute sichern mit ihrem öffentlichen Auftrag jedem Menschen zu, unabhängig von Vermögen oder Einnahmen ein Konto eröffnen zu können. Gerade für sozial Schwächere, aber auch für Geflüchtete ist es wichtig, eine Bankverbindung nachweisen zu können, um als Teil der Gesellschaft anerkannt zu werden und am Wirtschaftsleben teilnehmen zu können.
Die Sparkassen sehen sich auch als wichtiger Partner der (regionalen) Wirtschaft und wollen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Region leisten. Im Bereich der Kredite an Unternehmen und Selbstständige halten die Sparkassen einen Marktanteil von knapp 40 %, im Bereich des Handwerks sogar von über 60 %. So werden vielfältige Investitionsvorhaben bedient, ob Ausbau des Maschinen- und Anlagenparks, Digitalisierungsprojekte zur Steigerung der Produktivität oder Investitionen in Gebäudesanierungen.
Zur Unterstützung der Energiewende legen die Sparkassen unter anderem Beteiligungsmodelle für Wind- oder Solarparks auf und vergeben Kredite für die energetische Sanierung von Gebäuden, häufig in Kombination mit der Vermittlung staatlicher Förderprogramme.
Auch für die Häuslebauer sind die Sparkassen zusammen mit den im Verbund agierenden Landesbausparkassen wichtige Ansprechpartner und Finanzierer vor Ort.
Engagement in der und für die Gesellschaft
Die Sparkassen tragen mit rund 191.000 Mitarbeitenden und 12.000 Auszubildenden zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei und sorgen für 2,3 Mrd. Euro Sozialabgaben. Darüber hinaus sind sie der größte nicht-staatliche Kultur- und Sportförderer. Aber auch soziale Einrichtungen, Forschung, Wirtschafts- und Wissenschaftsförderung sowie Initiativen für die Umwelt und andere gemeinwohlorientierte Zwecke werden von den Sparkassen unterstützt.
Verantwortung der Sparkassen untereinander
Die Sparkassen stehen auch füreinander ein. Sollte eine einzelne Sparkasse in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, stehen über regionale Stützungfonds Mittel zur Verfügung. Wäre dieser ausgeschöpft, würden die Fonds anderer Regionen einspringen. Damit so etwas möglichst erst gar nicht passiert, ist ein funktionierendes Frühwarnsystem etabliert, das die einzelnen Sparkassen monitort und das über die Auflagen der Bankenaufsicht deutlich hinausgeht.
Reuter wies darauf hin, dass es seit der Gründung des Sicherungssystems bei keinem Mitgliedsinstitut zu einer Insolvenz gekommen sei. Noch nie habe die Kundin oder der Kunde eines Instituts der Sparkassen-Finanzgruppe ihre oder seine Einlagen verloren.
Wie geht es weiter?
Zum Ende seiner Ausführungen warf Professor Reuter einen Blick in die Zukunft und zeigte die Wichtigkeit einer verantwortungsvollen Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in digitalen Prozessen auf. Die Sparkassen sind aktiv an der European Payment Initiative beteiligt mit dem Ziel, ein einheitliches europäisches Bezahlsystem einzuführen und mehr Unabhängigkeit von den großen (amerikanischen) Systemen – Mastercard und Visa – zu schaffen. An die mögliche Einführung eines „Digitalen Euro“ knüpft die Sparkasse die Erwartung, dass dieser die gleiche Sicherheit bieten muss wie Bargeld und dass Mehrwerte für die NutzerInnen entstehen. Da fehle es tatsächlich noch an Use Cases, meinte Reuter.
In seinem Schlusswort betonte Prof. Dr. Ulrich Reuter noch einmal, dass die Verantwortung der Sparkassen weit über das Finanzielle hinausgehe und auch das Engagement "für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft" umfasse. Das ergebe sich automatisch durch den öffentlichen Auftrag.